Kreisliga B | Gruppe 1 | 1. ST | FC Merkur – Mengede 08/20 III.– Am 06. September 2020 war es so weit: Nach mehr als fünfjähriger Abstinenz oder genauer gesagt nach 1911 Tagen trat unsere Lieblingsdritte wieder zu einem Spiel in der Kreisliga B1 an. Passenderweise ging es direkt gegen den damaligen Mitabsteiger vom FC Merkur, der noch nachträglich in die Gruppe 1 einsortiert worden war. Nach einer zum Schluss doch eher durchwachsenen Vorbereitung, die mit einem 3:3-Unentschieden nach 3:0-Führung bis zur 70. Minute in Körne und einer ganz wilden 3:5-Niederlage gegen den Bochumer B-Ligisten FC Azadi zu Ende gegangen war, sowie mit der 2:7-Klatsche aus dem Winter an gleicher Stelle im Hinterkopf war man sich unsicher, wo man zu Saisonbeginn genau stand.

Am Platz angekommen bekam man zunächst noch den Jubel des Anhangs vom DJK TuS Körne III mit, der seine Truppe mit Bannern und Gesängen lautstark unterstützte. Das wäre doch auch mal was für uns oder? Da in Corona-Zeiten die Kabine meistens irgendwie umgangen wird, entschied man sich dazu, auch in Merkur die Traineransprache draußen zu vollziehen. Als deutscher Staatsbürger mit russischen Wurzeln und Verwandtschaft im Gebiet der alten DDR war Headcoach Martin Risto natürlich direkt klar, wie der Hase läuft, als sich spielende Kinder das Tor direkt vor dem Mengeder Rückzugsort ausgesucht hatten. Aus Angst vor feindlichen Spitzelattacken wartete er so lange mit der Verkündung der Mannschaftsaufstellung ab, bis die Spione vom Platzwart des Platzes verwiesen wurden. Nachdem die Ansage aus den eigenen Reihen allerdings wirkungslos blieb, machte Coach Risto seinem Ruf als absolute Autoritätsperson alle Ehre und vollendete sein Anliegen.

Der neue dritte Kapitän Frederic Linke, der in der Woche zuvor anscheinend seine beiden Kapitänsmitstreiter Fabio Del Sorbo und Maik Hillebrand mittels eines Voodoo-Zaubers ausgeschaltet hatte, führte unsere Lieblingsdritte aufs Feld und gewann zumindest schon einmal die Seitenwahl. Ganz ungewohnt – vor allem im Vergleich zum letzten Vorbereitungsspiel – setzte unsere dritte Mannschaft die Vorgaben ihres Headcoaches Martin Risto von Beginn an vollumfänglich um, indem sich Torwart David „Backi“ Psiuk und seine beiden Innenverteidiger Joshua Bohnenkamp und der bereits erwähnte Fredde mit einem Gesamtruhepuls von 20 geduldig den Ball hin und her spielten, bis sie auch im Zusammenspiel mit den Sechsern Alexander Weber und Lucas „Kolle“ Kollöchter den entscheidenden Moment abwarteten, um immer wieder entscheidende Nadelstiche in die Offensive zu setzen. Gerade über den linken Flügel konnte unsere Truppe immer wieder durchbrechen, doch unser flinker Flügelflitzer Fabian Flak, Gyros-Bomber Alexandros „Bobby“ Keissidis, Knipser Nils Krumtünger und der umtriebige Alex Weber zeigten allesamt, was sie aus der Vorbereitung so mitgenommen hatten, und verpassten es ein ums andere Mal, den Ball am zugegebenermaßen auch großartig parierenden Keeper von Merkur, dem mit weitem Abstand besten Spieler seiner Mannschaft, vorbeizubringen. Hatten die Diagonalbälle der Merkurer Innenverteidiger ganz zu Beginn noch etwas für Komplikationen in der Hintermannschaft der Mengeder gesorgt, stand die Viererkette, die die Zweite-Mannschafts-Leihgabe Luca Maragna immerhin in den ersten zwanzig Minuten komplettierte, bevor er aufgrund einer Oberschenkelverletzung durch Amani Stölting ersetzt wurde, den Rest der ersten Halbzeit sehr sicher. Nur kurz vor dem Halbzeitpfiff bissen sich die Gastgeber für eine etwas längere Dauer in der Mengeder Spielhälfte fest und kamen auch aus zentraler Position vom Strafraum zu einer ersten Schusschance, doch Backi im Kasten bestätigte seine überragende Form aus den Vorbereitungsspielen und lenkte den Ball zur Ecke. Unmittelbar vor der Pause wurde es dann noch einmal etwas hektisch, denn abseits des Spielgeschehens lief Stürmer Nils Krumtünger parallel zum Strafraum, als ihm der Kapitän des Gegners beide Fäuste in den Bauch rammte. Dies hatte der im ersten Durchgang wirklich aufmerksame und konsequente Referee im Augenwinkel wohl mitbekommen und schickte den Merkurer Spieler, der bereits im Winterduell nach einer Beleidigung ebenfalls mit glatt Rot vom Platz geflogen war, frühzeitig zum Duschen. Aus dem direkt anschließenden Freistoß wäre dann sogar fast noch die Führung vor der Pause resultiert, doch die Koproduktion der beiden Alexes scheiterte am Ende knapp, sodass es mit einem torlosen Remis in die Pause ging.

Die Vorzeichen standen nun ähnlich wie im Winter, wobei unsere Lieblingsdritte am heutigen Tage im ersten Durchgang die klar bessere Mannschaft war, ohne sich aber einen Vorsprung herauszuarbeiten. Von der allgemeinen Marschroute wollte die Mannschaft um Headcoach Risto nicht abweichen, sodass man erst einmal einfach so weiter machte. Dazu gehörte natürlich auch weiterhin das Vergeben von Torchancen, mit dem Unterschied, dass jetzt auch noch Pech hinzukam. Nach einer perfekten Flanke von der rechten Seite schraubte sich unser Kopfballungeheuer Simon „Kreike“ Kreikenbohm auf Höhe des Elfmeterpunkts hoch und platzierte den Ball eigentlich perfekt ins lange Eck, aber am Ende leider zu perfekt, denn der Ball klatschte gegen den Pfosten. Nach exakt einer Stunde war es dann aber doch endlich so weit und Mengedes Dritte konnte den ersten Treffer in der neuen Spielklasse verbuchen. Nils wurde mit einem langen Ball in die Spitze bedient, den er am Torwart etwas zu weit vorbei legte, um selbst aufs Tor zu schießen, sodass er sich für den Querpass vor das Tor entschied, wo Bobby lauerte und zum Glück so nah am Tor stand, dass sein hoch angesetzter Abschluss nicht mehr drüber gehen konnte. In der Folge kamen die Gastgeber aber etwas besser in die Partie, was einerseits an der etwas zurückhaltenden Vorgehensweise der Mengeder lag, andererseits aber auch an einigen merkwürdigen Entscheidungen des Schiedsrichters, der in der zweiten Hälfte nach einer ganz eigenwilligen Abseitsregel pfiff, die es den Merkurern ermöglichte, auch fünf Meter vor dem letzten Mengeder Abwehrspieler zu stehen, während auf der anderen Seite teilweise auch Pässe auf einen dahinter stehenden Mitspieler als Abseitsstellung ausgelegt wurden. Zudem wurde unserer Truppe in dieser Phase auch ein glasklarer Elfmeter verweigert, als Nils mal wieder in den Strafraum durchgebrochen und nur noch mit einem rustikalen sowie offensichtlichen Tritt in die Hacken zu stoppen war. Große Gefahr ging von den Gastgebern aber weiterhin nicht aus, bis ein langer Ball über Fredde hinweg vom gegnerischen Stürmer technisch anspruchsvoll angenommen und über Backi hinweg ins Tor befördert wurde. Unsere Dritte schaltete jetzt wieder etwas höher und hatte im Anschluss an einen zunächst geklärten Eckball von Bobby eine Doppelchance, als zunächst der eingewechselte Elias Bohnenkamp mit einer künstlerisch wertvollen Außenrist-Bogenlampe die Latte traf, bevor der erneut überragend reagierende Keeper Nils‘ Kopfball-Abstauber ebenfalls an die Latte lenken konnte und ein Abwehrspieler die Situation endgültig bereinigte. Kurz darauf sollte eine Kombination über genau die beiden Spieler doch die erneute Führung besorgen, als Elias ähnlich wie beim ersten Treffer Nils auf die Reise schickte, der dieses Mal den direkten Abschluss suchte und in die kurze Ecke traf.

In der Folge drückten die Merkurer trotz Unterzahl erneut auf den Ausgleich, auch wenn die Mengeder Defensive größtenteils sicher stand und die Gegner vom Tor fernhalten konnte. Stattdessen setzte man weiter Nagelstiche nach vorne, so auch über den wiedereingewechselten Alex Weber, der von seinem Gegenspieler, der seine Arme erst wie zum Gebet ausgebreitet hatte, unsanft zu Boden gerissen wurde. Natürlich blieb dies ungeahndet, doch sofort rollte der Gegenzug, der allerdings scheinbar schon abgewehrt war, als ein Merkur-Spieler nach außen angedrängt worden war und mit letzter Kraft aus dem Halbfeld eine Flanke in den Fünfer schlug, aus dem sich der Stürmer der Gastgeber seit drei Minuten nicht mehr heraus bewegt hatte, sodass er mutterseelenallein, aber eindeutig im Abseits stehend, den Ausgleich erzielen konnte, dem der Schiedsrichter natürlich nicht die Gültigkeit absprach. Von den angezeigten vier Minuten Nachspielzeit wurde dann effektiv eine halbe gespielt, da der Schiedsrichter es nicht für nötig hielt, eine langwierige „Verletzungsunterbrechung“ sowie eine kleinere Rudelbildung nach einer weiteren Tätlichkeit gegen Kreike noch einmal oben drauf zu geben, sondern stattdessen schon nach drei Minuten in seine Pfeife blies. Diese gefühlte Niederlage lag somit zum einen zwar im eigenen Unvermögen vor dem gegnerischen Kasten und der eigenen Anfälligkeit bei langen Bällen, aber besonders auch an mehreren merkwürdigen und klar benachteiligenden Entscheidungen des Referees zu Ungunsten unserer Lieblingsdritten nach dem Seitenwechsel begründet.

A U F S T E L L U N G
David Psiuk – Luca Maragna (22. Amani Stölting), Joshua Bohnenkamp, Frederic Linke ©, Fabian Flak – Lucas Kollöchter, Robin Heddram, Alexander Weber (60. Elias Bohnenkamp) – Simon Kreikenbohm (65. Lucas Leue), Nils Krumtünger, Alexandros Keissidis

T O R E
0:1 Alexandros Keissidis (60., Vorlage Nils Krumtünger)
1:1 Ali Ihsan Aslan (75.)
1:2 Nils Krumtünger (84., Vorlage Elias Bohnenkamp)
2:2 Muhamed Sikaleski (90.

G E L B E   K A R T E N
Fabian Flak (55., Foulspiel), Robin Heddram (76., Diskussion mit dem Schiedsrichter), Alexandros Keissidis (89., unsportliche Aussage), Alexander Weber (90., Diskussion mit dem Schiedsrichter)

Text: Frederic Linke

Ein Kommentar

  1. Hans Quandel 20. September 2020 at 20:32 - Antworten

    Bärenstarker Artikel! Hut ab, Käpt’n! Viel besser geht es nicht. Es wird das Gefühl vermittelt, selbst auf dem Platz gewesen zu sein.

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