Endlich einmal wieder gut gefüllte Ränge im Mengeder Volksgarten, endlich einmal wieder ein echtes Spitzenspiel. Doch am Ende gab es lange Gesichter: Mengede 08/20 verlor am 19. Spieltag der Landesliga 3 sein Spiel gegen den Tabellenführer SW Wattenscheid 08 verdient mit 0:2 (0:1). Angetreten um die Liga spannend zu machen, fand 08/20 über die gesamte Dauer des Matches keine spielerischen Mittel gegen den abwehrstarken Fusionsklub aus dem Bochumer Vorort, der seinen Vorsprung vor den Mengedern auf 10 Punkte erhöhen konnte.

Vor allem im Mittelfeld und im Sturm wollte heute kaum etwas gelingen. Ein gepflegtes Kurzpassspiel, mit dem man gegen die lang gewachsenen und robusten Abwehrrecken aus Wattenscheid vielleicht mehr Erfolg gehabt hätte als mit hohen Bällen, verhinderte einmal mehr der holprige Mengeder Acker. Viele Zuschauer hätten sich im zweiten Durchgang eine etwas leidenschaftlichere Leistung ihres Teams gewünscht, mussten aber einsehen, dass die Kicker von der Dickebank heute einfach die bessere Mannschaft waren. Vor allem in der zweiten Halbzeit ließen sie hinten, sehr tief stehend, nicht einen gefährlichen Mengeder Angriff zu und nutzen ihre eigenen Chancen eiskalt. So spielt ein Meister! Obwohl noch etliche Runden vor den Teams liegen, dürfte an diesem Sonntag bereits die Meisterschaft entschieden worden sein.

Da Christof Tielker immer noch im Ausland weilt, vertraute Plechaty der Elf, die am vergangenen Sonntag ein Schützenfest in Eppendorf veranstaltet hatte. Bei sonnigem aber kühlem Frühlingswetter war Mengede von Beginn an bemüht, das Spiel zu machen und den direkten Weg zum gegnerischen Tor zu suchen. Besonders in den ersten zehn Minuten und in der Schlussviertelstunde des ersten Durchganges präsentierte sich das Team hellwach, konzentriert und zweikampfstark. Die erste gute Aktion präsentierten die Gastgeber nach fünf gespielten Minuten, als Fabian Pfennigstorf den Ball von der Grundlinie in den Strafraum flankte und Eddy Sprenger nur um haaresbreite mit dem Kopf verpasste. Robin Schultze wurde in der 17. Minute dann von Freddy Nolte flach im 16er angespielt, drehte sich in Richtung Tor, schoss den Ball dann aber ziemlich weit über den Kasten von Christian Möller. Nur eine Minute später konnte Sören Gerlach seine Mannschaft vor einem frühen Rückstand bewahren, als er einen Volleyschuss von Nico Buckmaier festhielt. Es folgten weitere Mengeder Angriffe, die jedoch im Abschluss nicht konsequent ausgespielt bzw. wirklich gefährlich vollendet wurden: Zunächst ein Traumpass von Marin, diagonal auf Dieckmann, der noch vor dem Strafraum an den Ball kam, keinen Gegenspieler mehr vor sich hatte, aber zu überhastet abschloss und den Ball weit am Tor vorbei schoss (20.). In der 39. Minute dann der sehenswerteste Mengeder Angriff über Dennis Schultze, der aus der zentralen Position die Kugel auf Robin Dieckmann spielte, der bis an die Torauslinie zog und in den Rücken der Abwehr zurücklegte, wo Marin lauerte, aber zögerlich agierte und sein Schussversuch letztlich abgeblockt wurde. Bis hierhin sah alles gut aus, wobei man sich nicht davon blenden lassen durfte, da das Plus an Ballbesitz nicht in zwingende Chancen oder gar Treffer umgesetzt werden konnte.

Kurz vor der Pause folgte dann die ganz, ganz eiskalte Dusche für 08/20: Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, langer Ball von Wattenscheid in die Spitze, der wieselflinke Kamil Kokoschka ist von Fels und Breer nicht zu halten und zieht aus 15 Metern ab und trifft oben links in den Winkel (45.). 1:0 für den Spitzenreiter! Der zahlreich mitgereiste Wattenscheider Anhang machte sich lautstark bemerkbar.

Nach der Pause wirkte 08/20 noch immer geschockt. Der Spielaufbau wirkte nun fast statisch, es gab kaum Bewegung im Spiel. Zudem rannte sich 08/20 immer wieder in der dicht gestaffelten Wattenscheider Defensive fest. Ein harmloser Kopfball von Robin Dieckmann (53.) und zwei Distanzschüsse aus der zweiten Reihe von Robin Schultze (54.,55.), die nichts einbrachten, waren die letzten nennenswerten Offensivaktionen von 08/20 für lange Zeit in Halbzeit Zwei. Plechaty reagierte und brachte schon früh Bekir Kilabaz und Fathallah Boufeljat für Robin Schultze und Eddy Sprenger. Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Auch weiterhin konnte Mengede keine Gefahr ausstrahlen, musste im Gegenteil sogar froh sein, dass Buckmaier per Fernschuss (69.)  und Kokoschka per Kopf (74.) nicht schon früher den zweiten Treffer für die Gäste erzielt hatten.

In der 82. Minute pfiff Schiedsrichter Kaatz aus Telgte nach einem Zweikampf im Wattenscheider Strafraum, an dem Bekir Kilabaz maßgeblich beteiligt war, einen indirekten Freistoß für Mengede. Eine kuriose Entscheidung und gute Chance zugleich: Die Ausführung von Dennis Schultze blieb allerdings am ersten Wattenscheider in der Mauer hängen und war irgendwie bezeichnend für die gesamte Begegnung.

In der 84. Minute machte Wattenscheid den Sack zu: Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld kam der eingewechselte Benjamin Kann völlig frei vor dem Mengeder Tor an den Ball und beförderte die Kugel unhaltbar für Gerlach aus kürzester Distanz zum 0:2 in die Maschen.

Nun gilt es für das Trainerteam die Enttäuschung aufzufangen, das schwache Spiel zu analysieren und das Team für die restlichen Spiele gut einzustellen. Die Saison ist noch lang und es warten noch einige interessante, wie wichtige Spiele. Kopf hoch!

© Text: Peter Mattern; Bilder: Pascal Weißenfels

Stimmen zum Spiel:

Andreas Uphues:

„Der Gegner war heute ganz klar besser. Das erste Gegentor fällt natürlich zum falschen Zeitpunkt. Danach hat Wattenscheid hinten dicht gemacht. Wir haben uns heute zu wenig zugetraut und auch nicht die spielerischen Mittel gehabt, um ein anderes Ergebnis zu erzielen. Vielleicht haben wir uns selbst zu sehr unter Druck gesetzt.“

Trainer Mario Plechaty:

„Wir haben heute verdient verloren. Unsere beste Phase hatten wir in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit. Da hatten wir eins, zwei Möglichkeiten. Unsere Stürmer konnten sich gegen die starke Abwehr von Wattenscheid nicht durchsetzen. Das was meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gezeigt hat, war einfach zu wenig. Die einzigen Akteure, die heute Normalform hatten, waren Stefan Fels und Marius Breer.  Der Gegner war cleverer und abgezockter.“

Die Mannschaften:

Mengede 08/20

Gerlach, Fels, Nolte, Uphues, Breer, Dieckmann, Marin (77. Januschewski), R. Schultze (56. Kilabaz), D. Schultze, Pfennigstorf, Sprenger (56. Boufeljat)

SW Wattenscheid 08:

Möller, Kaiser, Giertulla (56. Heteke), Kokoschka (73. D. Löhr) Grams, Jost, Hildebrandt, Helfer, Vural, R. Löhr, Buckmaier (70. Kann)

Die Tore: 0:1 Kokoschka (45.), 0:2 Kann (84.)

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