Kooperationen zum Thema „berufliche Perspektiven“ gibt es inzwischen einige. Bislang allerdings ausschließlich zwischen Schulen und Unternehmen. Der Fußballklub Mengede 08/20 begibt sich als erster Verein in Dortmund auf neues Terrain und geht zum 1.9. eine Lernpartnerschaft mit dem Dortmunder Unternehmen Tedi ein. Im Interview mit dieser Zeitung verrät Vereinsmanager Achim Schütz, wer die Idee zu dieser Zusammenarbeit hatte, wie diese aussehen könnte und wie Verein, Spieler und Unternehmen profitieren sollen.
Wer kam hier im Verein auf die Idee, diese Lernpartnerschaft auf den Weg zu bringen?
Das ist eigentlich auf meinem Mist gewachsen. Ich habe mir dann allerdings unseren Sportlichen Leiter, Joachim Kerner, dazu genommen, um das Projekt hier in Mengede umsetzen zu können.
Welche Idee verbirgt sich hinter dieser Zusammenarbeit?
Angelehnt an die seit Jahren erfolgreich praktizierten Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen möchte auch Mengede 08/20 seinen jungen Mitgliedern Perspektiven für einen erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt bieten. Deshalb haben wir Kontakt zum Dortmunder Unternehmen Tedi aufgenommen, um gemeinsam mit den dortigen Mitarbeitern aus dem Bereich Aus- und Weiterbildung ein Konzept zu entwickeln, das den jungen Sportlern einen unmittelbaren Kontakt zu einem erfolgreichen Unternehmen wie Tedi ermöglicht.
Warum richtete sich die Anfrage gerade an Tedi?
Die Firma Tedi war bei der Hallenstadtmeisterschaft als Sponsor vertreten, also grundsätzlich an Amateurfußball interessiert. Außerdem ist mein Neffe dort im Werbebereich tätig. Daher habe ich ihn mit der Idee konfrontiert, mal eine Jugendförderung nicht über den monetären Weg in Angriff nehmen zu wollen, sondern eine Förderung auf den Weg zu bringen, die sich um Jobsuche und Jobbeschaffung dreht.
Wie muss man sich die geplante Zusammenarbeit von Mengede 08/20 und Tedi vorstellen?
Neben einer Informationsveranstaltung zu Karrieremöglichkeiten bei Tedi sind auch weiterführende Maßnahmen wie Unternehmensbesichtigung und Praktika geplant. Die jugendlichen Vereinsmitglieder erhalten so die Möglichkeit, sich konkret mit der perspektivischen Frage der Berufswahl zu beschäftigen und herauszufinden, welcher Beruf zu ihnen passt. Dieser Prozess wird durch praktische Inhalte wie zum Beispiel Hilfestellung in Hinblick auf den Aufbau eines Bewerbungsschreibens und das Verhalten in Vorstellungsgesprächen ergänzt.
Auf den ersten Blick profitieren in erster Linie die Jugendkicker ihres Vereins. Welche Vorteile bringt die Partnerschaft für Verein und Unternehmen?
Durch diese Zusammenarbeit können der Verein Mengede 08/20 und Tedi nicht nur ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und Jugendlichen eine nutzbringende Perspektive für ihre berufliche Zukunft bieten. Für Tedi stellen diese Aktivitäten möglicherweise auch ein Ausbildungsrecruiting dar, sodass man wirklich von einer Win-win-Situation für alle Beteiligten sprechen kann.
Ok, Jugendliche profitieren, Tedi bekommt die möglicherweise die Chance, fähige und engagierte Auszubildende zu generieren. Doch welchen Vorteil zieht der Verein daraus, gibt es über die Lernpartnerschaft hinaus ein Sponsoring?
Nein, ein Sponsoring gibt es derzeit nicht. Für uns als Verein ist es viel mehr wichtig, dass die Jugendlichen optimale Förderung erhalten, was Berufsbildung und persönliche Entwicklung betrifft, dazu setzen wir hier sehr stark auf das Pferd Teamfähigkeit. Und wenn wir dazu Angebote bieten können, die über die eigentliche Vereinsarbeit hinausgehen, wird aus der Sache ein Schuh.
Oder arbeiten Sie perspektivisch? Nachdem es zuletzt bei 08/20 wirtschaftlich nicht rund lief und einige Spieler abgewandert sind, könnte der Gedanke nahe liegen, dass Sie versuchen auf diese Art den künftigen Kader der Westfalenliga aufzupeppen. Sicherlich könnte es ein Anreiz für talentierte Jugendliche sein, sich längerfristig an einen Verein zu binden, der Berufsperspektiven bietet?
Ja, sicher gehen unsere Gedanken in die Richtung, über außersportliche Angebote junge, talentierte Sportler zu generieren. Im Idealfall könnte uns diese Kooperation helfen, mittelfristig auch wieder höherklassigen und attraktiven Jugendfußball anbieten zu können und so in einem weiteren Schritt dann auch Nachwuchs für unser Westfalenliga-Team und die U23 aufzubauen.
Und abschließend: Gibt es einen Zeitrahmen, auf den diese Partnerschaft begrenzt ist?
Nein, einen festgelegten Zeitrahmen gibt es da nicht. Ich hoffe, dass das Projekt auf große Resonanz stößt bei den Jugendlichen und wir es dann über eine möglichst lange Zeit weiterführen könnten.
Vereinsmanager Achim Schütz mit der RN im Interview – Fotos Nils Heimann