Kreisliga B | Gruppe 1 | 3. ST | SV Westrich – Mengede 08/20 III- Die bärenstarke Vorstellung gegen die Bergelf aus Deusen hatte unsere Lieblingsdritte dermaßen beflügelt, dass man sich auch gegen den absoluten Top-Gegner aus Westrich Chancen ausrechnete, etwas Zählbares mitzunehmen. So wurde auch der Freitagabend wieder etwas ausgedehnter, am Ende passierte einer kleinen Spielergruppe das Missgeschick, ein falsches Vorhängeschloss an den eigenen Ballraum zu hängen, das folglich nicht mehr zu öffnen war. Ein schlechtes Omen dafür, dass der kommende Gegner nicht zu knacken sei? Nun, der 6:4-Sieg hatte anscheinend auch die Westricher beeindruckt, denn am späten Samstagabend, genauer gesagt um 22 Uhr, überraschten sie unseren Coach mit der Ansage, das Spiel auf dem Rasenplatz austragen zu wollen, obwohl im Internet eindeutig der Kunstrasen als Spielstätte ausgewiesen war (erst im Nachhinein wurde dies geändert). Obwohl Headcoach Risto vehement dagegen vorging und auch der Schiedsrichter bei der Ankunft sichtlich überrascht war, versicherte sich dieser beim Staffelleiter rück, der die Austragung auf dem für die Mengeder ungewohnten Gras bestätigte. Und dieses Psychospielchen sollte sich bezahlt machen. Schon beim Warmmachen war zu bemerken, dass dieser Untergrund unserer Truppe in Sachen Agilität nicht unbedingt dienlich war, es wirkte alles noch etwas langsamer und lethargischer als sonst schon.
So war das Spiel noch nicht einmal eine Minute alt, als Aushilfskapitän Frederic Linke einen Ball aus dem Strafraum klären wollte, dabei aber unglücklicherweise den circa zwei Meter vor ihm postierten Fabian Flak traf, von dem der Ball vor die Füße eines am Fünfmeterraum lauernden Westrichers prallte, der den Ball am machtlosen David „Backi“ Psiuk vorbei ins Tor schob. Noch nicht ganz von diesem frühen Schock erholt rollte bereits die nächste Angriffswelle auf die Mengeder Hintermannschaft zu. Von der rechten Seite wurde der Ball in die Mitte gegeben und, nachdem der erste Anlauf zunächst noch abgewehrt werden konnte, wurde er noch einmal scharf gemacht und an den zweiten Pfosten gebracht, wo ihn der gegnerische Stürmer zu allem Überfluss mit der Hacke zum zweiten Treffer für die Heimmannschaft verwertete. In der Folge merkte man den Westrichern in jeder Faser ihrer Körper an, dass sie für diese Liga ein absolutes Spitzenteam sind. Schnelligkeit, Passsicherheit, Ballverarbeitung, Zweikampfführung, taktisches Verständnis – in allen Bereichen, die ein Fußballspiel zu bieten hat, waren sie einfach – und das muss man dann auch einfach mal so akzeptieren – deutlich überlegen. Immerhin fing sich unsere Truppe nach dem zweiten Treffer zumindest in der Defensive, sodass in Kombination mit einer schlechter werdenden Chancenverwertung des Heimteams für eine längere Zeit die Null gehalten werden konnte. Allerdings schienen sie das Spiel auch schon für Trainingszwecke zu nutzen, was insbesondere anhand ihres breit aufgeführten Repertoires an Standardsituationen zu erkennen war. Bei unserer Truppe ging hingegen nichts nach vorne. Die langen Bälle, die in der vergangenen Woche noch so erfolgreich gewesen waren, verpufften heute spätestens bei den abgeklärten Innenverteidigern. In den ganz wenigen Fällen, in denen das Pressing der Westricher mal spielerisch ausgehebelt werden konnte, war spätestens der vorletzte Pass zu ungenau, sodass der gegnerische Keeper in der ersten Hälfte komplett beschäftigungslos blieb. Stattdessen bestraften die Gastgeber die nächste Fehlerkette unserer Truppe. Lucas „Kolle“ Kollöchter wollte einen Pass in die Spitze spielen, blieb aber am ersten Westricher hinter der Mittellinie hängen und der Ball flog wie ein Bumerang zurück in die Mengeder Hälfte. Als letzter Mann mit einem Gegenspieler im Rücken sah sich Fredde nun einem seiner ungeliebten Sprintduelle ausgesetzt, aus dem er aber sogar als Sieger hervorging. Davon völlig überrascht wollte er nach links abdrehen, musste aber feststellen, dass der gegnerische Stürmer gar nicht im hohen Tempo hinterhergelaufen war, sondern genau auf so eine Situation lauerte und ihm einfach den Ball vom Fuß nahm, aufs Tor zulief, noch einmal quer legte und es 3:0 stand. Nur wenige Zeigerumdrehungen später bugsierte ein Westricher eine Freistoßflanke mit dem Gesicht – und zwar wirklich ohne Rücksicht auf Verluste – ins Tor. Weitere Bälle flogen in der Folge auf das Mengeder Tor, eine ganz komische Bogenlampe konnte Backi aber wie alle anderen Abschlüsse so gerade eben noch vor der Linie wegwischen, sodass es beim 4:0 blieb.
Bei angesprochener Rettungstat hatte sich Backi, der bereits in das Spiel gegen Deusen angeschlagen hineingegangen war, endgültig am schon lädierten Finger verletzt, sodass an diesem Tag wirklich alles zusammenkam und natürlich auch noch Feldspieler Leonard „Leo“ Hollmann, der immerhin in der Jugend Erfahrungen als Keeper sammeln konnte, im zweiten Durchgang den Kasten hütete – eine denkbar undankbare Aufgabe. Nach dem 4:0 hatte Headcoach Risto eine Systemumstellung vorgenommen und mit der Viererkette auf mehr Stabilität im Zentrum gesetzt, was zumindest eine geringfügige Verbesserung herbeiführte. Beinahe hätte dieser Plan aber direkt nach Wiederanpfiff schon wieder aufgegeben werden müssen, denn der früh verwarnte Peter Sokol hatte Glück, als er in einem Zweikampf deutlich zu spät kam und nur den Knöchel des Gegenspielers erwischte, aber an der Ampelkarte gerade eben noch vorbeikam und vorsorglich ausgewechselt werden konnte. Der nächste Treffer für die Gastgeber fiel dann, als eine flache Flanke von der rechten Seite an Freund und Feind vorbeisegelte und am zweiten Pfosten völlig unbewacht mit dem Schienbein über die Linie gebracht werden konnte. Ein weiterer Doppelschlag in Form eines Freistoßes, den Leo auf einem ebenen Untergrund sicherlich abgewehrt hätte, und eines weiteren Kopfballtreffers nach einem Standard besiegelten das 0:7-Debakel. Das lag einerseits daran, dass Leo in einigen Situationen beweisen konnte, dass man auf der Torwartposition quantitativ gut besetzt ist, andererseits aber auch daran, dass man erst zu spät bemerkte, dass der Westricher Unsicherheitsfaktor an diesem Tag im Tor stand. Zunächst spielte er völlig unbedrängt einen Ball in die Füße von Alexandros „Bobby“ Keissidis, der mit seinem Abschluss von der Mittellinie dieses Mal aber nicht den Olymp in Verzückung setzen konnte. Nur wenig später ließ der Keeper eine harmlose Flanke durch seine Handschuhe rutschen, doch auch in dieser Szene offenbarte sich die fehlende Spritzigkeit, denn ein Westricher Verteidiger bereinigte die Situation vor den einschussbereiten Mengedern. Immerhin konnte der aufgrund von Verletzungssorgen mittlerweile im Feld eingewechselte Backi mit einigen Kabinettstückchen beim Mengeder Anhang für Unterhaltung sorgen. Ein historisches Ereignis in der Chronik von Mengede III sollte diesen positiven Eindruck zum Ende hin aber doch noch negativ überlagern, denn zum ersten Mal in der Amtszeit unseres Trainertrios unter Federführung von Martin Risto und nach drei Saisons ohne Platzverweis musste unsere Lieblingsdritte eine rote Karte hinnehmen, als Amani Stölting an der gegnerischen Eckfahne seinen Gegenspieler mit offener Sohle weggrätschte und dem Schiedsrichter dieses Mal keine Möglichkeit ließ, Gnade vor Recht walten zu lassen. So ging dieser insgesamt – Entschuldigung für den Ausdruck – beschissene Sonntagnachmittag zu Ende, aber als man den Aufstieg in der Tasche hatte, war man sich sicher, dass solche Rückschläge, gerade gegen die Großen der Liga, aufgrund der eigenen Unerfahrenheit in dieser Spielklasse durchaus mal vorkommen können, sodass noch kein Anlass zu größerer Sorge um unsere Lieblingsdritte besteht.
A U F S T E L L U N G
David Psiuk (46. Leonard Hollmann) – Elias Bohnenkamp, Frederic Linke ©, Fabian Flak (46. Liam Griffiths) – Luca Maragna, Lucas Kollöchter, Peter Sokol, Simon Kreikenbohm – Lucas Leue (25. Nils Krumtünger), Simon Hahn (60. Amani Stölting), Alexandros Keissidis
T O R E
1:0 Niklas Ernst (1.)
2:0 Patrick Kruschke (2.)
3:0 Niklas Ernst (33.)
4:0 Jannik Rottmann (35.)
5:0 Tom Korbmacher (57.)
6:0 Robin Spieker (75.)
7:0 Robin Spieker (77.)
G E L B E K A R T E N
Peter Sokol (5., Foulspiel), Simon Hahn (40., Tritt gegen die Bande), Alexandros Keissidis (53., Foulspiel), Lucas Leue (53., unsportliche Aussage), Elias Bohnenkamp (65., Foulspiel), Frederic Linke (70., Foulspiel)
R O T E K A R T E
Amani Stölting (88., Grätsche mit offener Sohle)
▀ Text: Frederic Linke