Eine Vertragsverlängerung unter besonderen Umständen – Eine passende Alternative zum realen Fussball und ein spannender Ausblick in den Bereich der immer größer werdenden eSports-Welt
Martin Risto im Gespräch mit unserer Geschäftsleitung
Martin, wir wissen, dass Gespräche zur Vertragsverlängerung noch nie unter komischeren Bedingungen stattgefunden haben. Umso mehr freut es uns, dass wir uns trotz des coronabedingten, sportlichen Stillstandes so unkompliziert und ohne langes Drumherum, für die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit für die Saison 2021/2022 vereinbaren konnten. Was hat dich doch recht schnell zu dieser Entscheidung kommen lassen? Zumal ja bis heute keine Gewissheit besteht, wie es mit dem Spielbetrieb weitergeht.
„Wir sind im vergangenen Jahr dank Corona in die B-Liga aufgestiegen, ein Ziel, das wir eigentlich sportlich erreichen wollten, aber wir natürlich gern mitgenommen haben. In der neuen Liga gab es gerade zu Beginn ein paar Highlights, aber auch einige herbe Dämpfer, was natürlich auch daran liegt, dass die Spielklasse für Einige komplettes Neuland ist. Wir wollen den Weg, sobald es wieder möglich ist, weitergehen und uns Stück für Stück weiterentwickeln. Dabei hilft sicherlich, dass wir zwar einerseits als dritte Mannschaft auch die außersportlichen Aktivitäten nicht zu kurz kommen lassen wollen, andererseits aber auch rein aufs Sportliche bezogen immer größere Beachtung finden, was auch das vereinsinterne Standing anbelangt. Da möchte ich gern zusammen mit der Mannschaft weitermachen.„
Eure Mannschaft ist mindestens im Kreis Dortmund als intakte und gut funktionierende Gemeinschaft bekannt. Auf und neben dem Platz – Zusammen gewinnen und zusammen verlieren. Mit Blick über Fussball-Deutschland eine sehenswerte Haltung. Wie schwer fällt es dem Trainerteam in diesen Tagen, einen solchen Teamspirit zu erhalten, bzw. bei einer möglichen Wiederaufnahme des sportlichen Betriebes, diesen wieder zu entfachen?
„Wir leben eigentlich davon, dass wir uns freitags nach dem Training noch ein bisschen zusammensetzen und teilweise bis tief in die Nacht in bzw. vor der Kabine oder im Vereinsheim verweilen. Das fehlt momentan – jetzt auch schon seit einiger Zeit – natürlich komplett. Im ersten Lockdown war es noch deutlich einfacher, die Motivation hochzuhalten, weil wir da bei einer möglichen Fortsetzung sofort hätten bereit sein müssen, um das Ziel „Aufstieg“ zu erreichen, und man ja auch noch keine Erfahrungen hatte, wie lange es wirklich dauern würde. Das hat sich jetzt im zweiten Lockdown deutlich geändert, sodass die Motivation verständlicherweise nicht mehr so da ist. Ich denke aber, sobald eine mögliche Fortsetzung der Saison oder generell eine Rückkehr auf den Platz im Raum steht, dass die Jungs wieder Feuer und Flamme sein werden.„
Die reale Amateursport-Welt ist bekanntlich zum Erliegen gekommen – Dennoch war der Fussballsport für dich auch in dieser Zeit täglich omnipräsent. Der Lockdown hat dir dahingehend sicherlich in die Karten gespielt, wenn wir die Entwicklung deiner eSports-Karriere Stand heute betrachten, oder!?
„Ohne die Coronaschutzverordnung ist es neben der Arbeit, Familie, Freunde und dem Dasein als Spielertrainer schon sehr schwierig gewesen, Zeit für Fifa zu finden. Von diesen Punkten ist bei mir nur die Arbeit genauso wie vorher, die restlichen Punkte sind deutlich reduziert, was mir eben die zeitliche Kapazität gibt. Ohne diese Zeit zu haben wäre es sicherlich schwierig für mich an Turnieren teilzunehmen und diese dann so erfolgreich wie aktuell zu bestreiten. Dass ich mit einem Hobby nebenbei auch noch ein bisschen was dazu verdiene, betrachte ich als Privileg, bin dankbar dafür und gespannt wie lange und wie weit dieser Weg noch möglich ist.„
Das Gros der Fussballszene kennt den professionellen eSport gegebenenfalls nur in Zusammenhang mit großen Profi-Clubs und über die dort gegenwärtige VBL Club-Championchip. Hältst Du es für möglich, dass, sobald die rechtliche Lage für die Implementierung von eSports in e.V.‘s geklärt ist, ehrenamtlich geleitete Vereine, eigene eSports-Abteilungen gründen werden?
„Das eSport Geschäft, wobei ich eher den Begriff eWettbewerb bevorzuge (den es so nicht gibt, eine Eigenkreation😅), ist durchgehend am wachsen in Deutschland und bei weitem noch nicht am Ende. Sollte die rechtliche Grundlage gegeben sein, werden auch einige ehrenamtliche Vereine auf den Zug aufspringen, weil es für die meisten eben ein spannendes Projekt ist und gleichzeitig eine moderne Vermarktungsstrategie. Gerade die Jugend ist da die Zielgruppe, die man erreichen will und erreichen kann, sollte das dann passieren, sehe ich die e.V’s und eigentlich auch die großen, im eSport schon aktiven Vereine in der Verantwortung die Jugend zu motivieren auf dem realen Platz zu stehen, das sehe ich irgendwo auch als meine Mission an, denn die Rückgänge z.B. an Jugendteams in ganz Deutschland empfinde ich als erschreckend.“
Kann eine notwendige Struktur hierfür mit überschaubaren finanziellen Mitteln überhaupt geschaffen werden, oder ist dies nur in Zusammenarbeit mit Partnern möglich?
„Das ist ähnlich wie beim Amateurfussball, aber doch irgendwo auch unterschiedlich. Auch wenn nur einzelne Leute spielen, ist das Team im Ganzen mitentscheidend, wie frei man im Kopf spielen kann. Man benötigt helfende Hände, mit denen man sich die Arbeit teilt. Hast du solche Leute, die deine Gedanken zu 100% teilen und dir in den benötigten organisatorischen oder technischen Gebieten weiter helfen können? Dann ist das schon mal gut, hast du sie nicht, musst du Geld in die Hand nehmen um dir Leute mit Erfahrung dazu zu holen. Darüber hinaus bist du aber auch deutlich mehr als im Amateurfussball auf große Partner angewiesen, um dir eine gewisse Plattform zu schaffen, denn neben den sportlichen Erfolgen kann sich im eSport die reine Reichweite lohnen, da gilt also nicht nur „entscheidend ist auf’m Platz“.“
Wir danken Dir für dieses Interview und wünschen dir und deinem Team auf dem digitalen und sobald wieder möglich auf dem realen Pitch viel Erfolg und freuen uns diesen Weg mit euch gemeinsam weitergehen zu können.